P76

Mit dem ersten Neubau auf dem Gewerbegebiet Kromsdorf-Nord wurde 2002 der Versuch unternommen, eine baukonstruktive und umwelttechnische Innovation umzusetzen. Die Kombination aus Niedrigenergiehalle (Lager- und Produktionshalle) und Passivhaus (Büro- und Wohnetage) zielt auf eine betriebswirtschaftliches und bautechnisches Optimum. Die gesamte Holzhalle wurde konsequent in ökologischer Bauweise errichtet und spiegelt heute das Image eines holzverarbeitenden Betriebes. Eine zweite baugleiche Halle ist in der Planung und wird 2024 errichtet. Der hohe Anspruch an einer umweltverträglichen Bauweise und Innovation ist geblieben. Hoher Vorfertigungsgrad, ideales Dämmverhalten und Winddichtigkeit erbringen ein optimales Verhältnis von Holzeinsatz und statischer Wirkung.

07.03.2024|

P54

Die Baulücke Wilhelm-Külz-Straße 1 ist durch ein Bombardement im Zweiten Weltkrieg entstanden. Ein dreigeschossiges Gebäude mit Turm vermittelte damals den Übergang von einer jugendstilgeprägten Bebauung der Cranachstraße und der beginnenden Villenbebauung des Böckelberges Das neue Mehrfamilienhaus in massiver Holzbauweise nimmt die höhenmäßige Vermittlung zwischen dem Eckgebäude Cranachstraße 10 und der eklektizistisch anmutenden Villa, kurzfristig der Wohnort Kandinskys, wieder auf. Das dreigeschossige Gebäude besitzt ein 4. Staffelgeschoß mit Ateliercharakter, welches im Südviertel Weimars seit der Eröffnung der Großherzoglichen-Sächsischen Kunstschule ortstypisch war. Das gesamte Gebäude ist durch einen Fahrstuhl barrierefrei erreichbar. Das Erdgeschoß ist rollstuhlgerecht zu nutzen. Der Tiefhof bietet 4 Stellplätze für die Bewohner. Das Treppenhaus und der gesamte Keller sind in Sichtbeton ausgeführt. Der großzügige Hauseingang erhebt das Erdgeschoss zur Beletage. Die Grundrisse orientieren sich je nach Lichteinfall und Funktionsbereiche in drei Zonen. Eine großzügige Eingangsdiele dient als Empfangsbereich und „Verteiler“ in die angrenzenden Wohn-und Rückzugsbereiche. Wohnraum, Küche und Essplatz sind als fließender Raum konzipiert und von drei Seiten belichtet. Im EG, 1. und 2. OG sind diesem Raum Balkone bzw. Terrassen auf der Gartenseite zugeordnet. Im Dachgeschoß befindet sich eine Terrasse westseitig am Wohnraum. Die Rückzugsbereiche aller Etagen befinden sich vorrangig an der Gartenseite des Gebäudes. Der KFW55-Effizienzhausstandard ist durch ein zeitgemäßes und wirtschaftliches Energiekonzept umgesetzt worden, welches auf fossile Energieträger verzichtet. Ausgewählt wurde eine Heizung aus Biomasse (Pellet) für die zentrale Versorgung des gesamten Gebäudes mit Heizenergie und Brauchwasserwärme.

07.03.2024|

P57

In der historisch gewachsenen Erfurter Innenstadt errichteten wir 2012 ein Holzhaus und ergänzten die Blockrandbebauung des Quartiers. Durch die Höhe der obersten Wohnebene gelten erhebliche Brandschutzauflagen, (Gebäudeklasse 4). Gemeinsam mit dem Brandschutzplaner entwickelten wir ein Konzept, bei dem immer eine Seite der Vollholzwand sichtbar bleiben kann. Dem gewachsenen Charakter der Holzoberfläche werden als Kontrast die gespachtelten glatten Flächen auf den Gipsfaserplatten und ein geschliffener Estrich gegenüber gestellt. Die Nutzung alternativer Energiequellen ist durch die kommunale Satzung nicht möglich. Durch Brettsperrholzbauweise, 28cm Mineralwolldämmung, kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und einer 3-fach Verglasung erreichen wir den Standard „KfW-Effizienzhaus 55“. Die Decken sind in allen Wohnräumen als Holz-Sichtflächen ausgeführt. In den Schlafräumen wurden die Wände mit GKF-Platten versehen. Im Bereich des Treppenhauses und der Wohn- und Essräume sollten die Holzoberflächen sichtbar bleiben. Zum statisch notwendigen Plattenquerschnitt wurden zusätzliche Abbrandlagen eingeplant (z.B. von Brettsperrholzplatte 3-lagig auf 5-lagig). Durch das Bürsten der sichtbaren Holzoberfläche wird der gewachsenen Charakter und die besonderen Zeichnung des Holzes hervorgehoben.

15.02.2024|

P52

Die Frage, wie man 2021 experimentell und innovativ ein Schaustück zum Wandel der Zeiten in und um das Weimarer Stadtschloss inszeniert, beantwortet der temporäre Bau aus 16-18cm Kreuzlagenholz mit einer hellen Hülle aus Birkenrinde. Die forschende Entwicklung der Planung und das handwerkliche Können thüringischer Baubetriebe zeigen sich in der Herausforderung die Birkenrinde, als historisches Baumaterial,in der Fassade sichtbar einzusetzen. Die helle Färbung legt eine klar definierte Zeitschicht vor die dunkelgraue Wand des Roten Schlosses. Dabei erzeugt das 2-dimensionale Borkenkleid ein simples und kräftiges Volumen, dessen eigentlicher Leichtigkeit man erst im Inneren auf die Spur kommt. Als Gast an diesem Ort - modular, rückbaubar und wiederaufbaubar - verweist die Bekleidung mit Birkenrinde auf den Bau des Borkenhäuschens im Ilmpark, welches unter der Regie von Johann Wolfgang von Goethe am 9.7.1778 für die Dauer einer Aufführung errichtet wurde. Dies lädt die Betrachter ein, die Kategorie des Ephemeren im Bauen und die mögliche Wirkdauer mancher Inszenierung zu bedenken. Das konstruktive Experiment der Fassadenbekleidung mit Birkenrinde wird in den kommenden Witterungsperioden evaluiert durch ein Monitoring der Holz- und Raumfeuchte mit der TU Braunschweig. Hierbei geht es um die Gegenüberstellung aus Rechenmodell, Simulation und tatsächlich gemessenen Werten im Jahreszyklus, welche den Konstruktionsansatz‚ Birkenrinde auf Holz ohne zusätzliche Bauteilschichtungen in die gültigen Normengerüste - bei gleichzeitiger Befragung - künftig integrieren kann. Ziel der Untersuchung des Rindenverhaltens ist die Vielfalt der Konstruktionen mit regionalen und nachwachsenden Rohstoffen zu erweitern.

09.02.2024|

P51

Die Rennschlitten- und Bobbahn Oberhof, die sich seit 2020 mit dem Namen LOTTO Thüringen EISARENA schmückt, wurde 1971 als zweite Kunstbahn der Welt eingeweiht. Sie gilt durch ihr anspruchsvolles und selektives Kurvenprofil als eine der schwersten Bahnen der Welt. Für die geschichtsträchtige Sportanlage mit knapp 1,3 km Länge wurde u.a. ein neues Überdachungskonzept entwickelt. Der identitätsstiftende und vor allem nachhaltige Baustoff Holz zeigt dabei mit höchster Anforderung an die Geometrie sein enormes Potential. Die Form greift die Ursprünge des unter freiem Himmel stattfindenden Wintersports auf und maximiert die Ein- und Durchsichten auf den Eiskanal. Der Esprit der alten Bahnanlage sollte erhalten und den neuen Anforderungen angepasst werden. Die geraden Streckenabschnittte wurden analog dem umgekehrten Bahnprofil als komplett freitragende, filigrane Schalen-Rippenbogentragwerke ohne Stützen überspannt. In Kurven wird die geschlossene Dachschale auf der Außenseite abgelastet. Für die hohen Kurven konnte die Holzdachschale auf die bestehende Betonschale aufgelegt und dabei trotzdem über den inneren Bahnrand hinaus überdacht werden. Aufgrund trainings- und witterungsbedingt kurzer Bauzeitenfenster wurde das leichte Tragwerk komplett vorgefertigt hergestellt. Ein Einzelement besteht aus durch Rippenbögen in Krümmung gehaltenen Funierschichtholzplatten, die zu einer Halbschale verklebt wurden. Diese wurden vor Ort aneinander ausgerichtet und an beiden Rändern mit Stahldruckbögen zu einer geschlossen Tragwerksschale verschraubt.

09.02.2024|

P49

Die dynamische und starke Form des neuen Schwimmbades in Ilmenau vereint zugleich komplexe Geometrie und schlichtes Design. Der Neubau schließt mit seinem Foyer an eine bestehende Eissporthallen und fügt sich damit in das umliegende Stadtgefüge ein. Im Erdgeschoss befinden sich ein Sportbecken, ein Lehrschwimmbecken und ein Kinderbecken mit Umkleideräumen und Duschen, während das Untergeschoss Technikräumen vorbehalten ist. Das Hauptziel des Entwurfs ist es, eine Reihe von Stimmungen vom markanten, farbenfrohen Eingangsbereich über die behaglichen Umkleideräume bis hin zur luftig leichten Schwimmhalle mit seiner ausdrucksstarken Decke zu erzeugen. Hauptmaterialien wie Glas, Holz und Beton verbinden sich zu einer gemütlichen und sportlichen Atmosphäre. Die eindrucksvolle Komposition ist zudem harmonisch abgerundet mit unterschiedlichen und kontrastreichen Rottönen. Die Holzdachkonstruktion ist eine Kombination aus Flachdachbereich mit einer Freiformschale, die sich trichterförmig auf zwei Auflager abstützt. Die gesamte Dachentwässerung erfolgt im Bereich dieser Auflager aus Stahlbeton und wird durch diese in die Teichanlage eingeleitet. Sie besteht aus etwa 100 Dachbinder, 56 vorgefertigten Schalenelementen, und einem über das gesamte Dach spannenden Brettschichtholzrandbogen. Die Schalenelemente wurden aus CNC-abgebundenen Brettschichtholzbögen, Furnierschichtholzplatten und Querrippen hergestellt. Die äußere dynamische Form der Schwimmhalle wird durch die Nutzung im Innenraum bedingt. Die Räume sind hoch ausgebildet, wo sie es sein müssen, zum Beispiel an den Sprunganlagen. In den Umkleiden wiederum tragen niedrigere Deckenhöhen zum Komfortgefühl der Badegäste bei.

09.02.2024|

P48

Der Genius des Ortes, der den Hutfabrikanten Max Förster bewog, seine Sommerfrische hier zu suchen, zugleich am Stadtrand und im Grünen, kulturvoll und innovativ, wird in dem Gartenhaus aus dem Jahr 1911 für die heutige Zeit neu entdeckt. Max Förster war für den Holzbau in Thüringen vor mehr als 100 Jahren ein echter Pionier. In diesem Geist soll seinem ehemaligem Sommerhaus eine neue Perspektive eröffnet werden. Mit dem Initiativkreis um Grit Martinez und dem Entwurf der Fachhochschule Erfurt nimmt diese Perspektive jahrzehntelangem Leerstand erstmals Gestalt an. Die Student:innen entwickelten die Idee einer Superlaube als Ort der Begegnung, Kultur und Interaktion und skizzieren ihre Vision wie folgt: Da die künftige Kulturebene (Erdgeschoss) durch die leichte Holzkonstruktion, die prunkvollen Fenster und den L-förmigen Bestandsgrundriss geprägt ist, ist eine Intervention nahe dem Bestand wichtig, um die Bestandsstruktur zu wahren. Im Zuge der Intervention sollen wenige Wände entfernt werden, um den doch kleinen Raum freizuspielen und optimal nutzbar zu machen. Der Dachraum kann als Lager für Materialen dienen, was den Werkstattcharakter unterstreicht. Die Kulturebene zeichnet sich durch einen flexiblen und multifunktionalen Grundriss aus. Zwei bewegliche Module ermöglichen durch vielfältige Funktionen, wie Klappen von Wänden, verschiedene Raumkonstellationen. Folgende Szenarien sind denkbar: Ausstellungs- und Workshopraum, ein Ort für Lesungen u.w. In der Kulinarikebene (Kellergeschoss) befindet sich ein Manufakturbereich, der das Verarbeiten von Gemüse und Obst der nahegelegenen Streuobstwiese bzw. der umliegenden Kleingärten sowie das gemeinsame Zubereiten und Verspeisen ermöglicht.

09.02.2024|

P47

Deutschlands schönstes Gradierwerk findet man in Bad Salzungen, unmittelbar an der Werra gelegen. Das erste Salzunger Gradierwerk wurde 1590 erbaut, insgesamt gab es 24 diesseits und jenseits der Werra. Als um 1800 die Heilwirkung der Sole entdeckt wurde, begann der Kurbetrieb. Alle Gradierwerke bis auf die heutige Ostwand der Gradieranlagen wurden abgerissen. 1901 errichtete man gegenüber der Ostwand eine völlig neue Gradierhalle ausschließlich für Inhalationszwecke. Der architektonisch einmalige Mittelbau zwischen den beiden je 80 Meter langen Gradierwänden, von denen die östliche über 200, die westliche über 100 Jahre alt ist, wurde kurz nach 1900 im hennebergisch-fränkischen Fachwerkstil erbaut. Das ganze Ensemble wurde 1906 mit Trinkhalle und Musikpavillon ergänzt. In der Freiluftinhalation an den Gradierwänden rieselt die Sole noch heute über Schwarzdornwände. Dabei wird sie zerstäubt und entfaltet ihre heilende Wirkung vor allem bei Atembeschwerden. Die Kurgäste Bad Salzungens wandeln in weißen Umhängen daran entlang. Im ehemaligem Inhalatorium des Gradierwerks befindet sich heute das Museum. Zum Ensemble gehören auch der Sole-Bohrturm und die Solewelt. Das Bad Salzunger Gradierwerk soll für die nächsten 100 oder sogar 200 Jahre „fit gemacht“, die Optik gewahrt und die Funktionalität an heutige Bedürfnisse angepasst werden. Auch kommende Generationen sollen die Möglichkeit haben, hier Bad Salzunger Natur-Sole inhalieren zu können. An beiden Gradierwänden entstanden jeweils 80 Meter messende Beton-Solewannen mit deren flankierenden Einzel-Fundamenten.

09.02.2024|

P46

Als Ersatzneubau für das historische, unter Denkmalschutz stehende Toilettenhaus in unmittelbarer Nähe zum frisch sanierten Bahnhof, kommt dem Neubau des Gemeindehauses eine besondere Bedeutung zu. Anders als das bestehende Toilettenhaus, das allein aufgrund seiner Funktion eine untergeordnete Rolle gespielt hat, soll der Neubau als öffentliches Haus am Platz sowie auch von der Bahnlinie aus wahrgenommen werden. Das hölzerne Fachwerk des historischen Toilettenhauses wird für das Gemeindehaus in eine neue Struktur übersetzt. Ziel ist es, ein starkes und eigenständiges Gebäude zu entwickeln: ein gleichermaßen einfaches und vertrautes Haus, das sich selbstverständlich im Gefüge des Bahnhofsensembles verortet. Der freistehende Neubau wird in östlicher Verlängerung des Bahnhofsensembles positioniert. In einer geradlinigen, rechteckigen Grundform mit Steildach verarbeitet der Baukörper typische, ortsprägende Gebäudetypologien. Über einen transparenten, barrierefreien Hauptzugang mit anschließendem Windfang und Toilettenbereich wird das Haus vom Platz aus erschlossen. Dem Windfang nachgeschaltet ist der eigentliche Gemeindesaal angegliedert. Dieser gewinnt seine unerwartete Großzügigkeit und besondere Raumatmosphäre im Zusammenspiel eines hohen Dachraums und fassadenbegleitenden, gegenüberliegenden Fensterbändern.Das neue Gemeindehaus wird als klassischer Holzbau errichtet. So einfach und klar wie die Erscheinung des Baukörpers soll auch die Konstruktions- und Materialkonzeption sein.

09.02.2024|

P45

Am Rande des Gewerbegebiets „Kromsdorfer Straße“ entstand auf Initiative von fünf Weimarer Firmen der Betriebskindergarten „Gipfelstürmer“. Er wird nach dem Konzept der offenen Arbeit betrieben. Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder werden individuell gefördert. Die Kinder können sich frei im Haus bewegen und Angebote wählen, die sie interessieren. Ziel des Gebäudeentwurfs war daher eine einfache, klare Struktur, in der sich die Kinder gut orientieren können. Die Gruppenräume sind neutral gestaltet und für wechselnde Angebote nutzbar. Zentraler Treffpunkt des Hauses ist das Kinderrestaurant mit der Ausgabe- und Mitmachküche. Die klare Gebäudestruktur, der Wunsch der Gründerfirmen nach einer nachhaltigen Bauweise und der straffe Terminplan beeinflussten die Entscheidung, das Gebäude als Holzrahmenbau zu errichten. Die Holzelemente wurden im Werk vorgefertigt und in nur 2,5 Wochen vor Ort montiert. Traditionelle Holzfenster und die Wärmepumpenheizung runden das ökologische Konzept ab. Das Gebäude erfüllt den Energiestandard KfW-Effizienzhaus 55. Die Holzbauweise ist in der Raumgestaltung des Foyers und der Garderoben erlebbar. Die äußere Gestaltung des Betriebskindergartens greift mit der Sheddachausbildung und einer profilierten Metallfassade Motive der Industriearchitektur auf.

09.02.2024|

P44

Revitalisierung einer brachliegenden Scheune zum Energie-Plus-Wohnhaus im denkmalgeschützten Bestand eines Altenburger Vierseithofes. Das auf der Südseite gelegene Scheunengebäude wurde zu einem vernetzten und autarken Wohnhaus im Passiv- und Sonnenhausstandard umgebaut. Der Umbau erfolgte in ökologischer und nachhaltiger Bauweise als Haus-in-Haus-Konzept, ohne bisher unbebaute Flächen in Anspruch zu nehmen. Nachwachsende und recyclingfähige Rohstoffe mit teils regionaler Herkunft und die vorhandene Bausubstanz wurden verwendet, wozu Holz, Holzwerkstoffe, Einblasdämmung, Schaumglas und Lehm zählen. Der hohe Dämmstandard in Kombination mit einer hohen Luftdichtheit des Innenhauses gewährleistet einen sehr geringen Restwärmebedarf. Ein vorgelagerter Balkon sichert in den Sommermonaten die Verschattung und ermöglicht gleichzeitig im Winter der tief stehenden Sonne bis weit in die Wohnräume zu scheinen. Die Hofansicht (Nordwand) und Teilflächen der Südseite wurde das Fachwerk in historischer Bauweise rekonstruiert. Die Energieversorgung ist zu 100% erneuerbar, bzgl. Wärme zu 100% autark. Solare Wärmegewinne werden in einem Langzeitspeicher (12.670 Liter Wasser) eingelagert. Eine geringfügige Nachheizung im Winter erfolgt mit Naturzug-Holzvergaser und Stückholz (ca. 2 RM) vom eigenen Grundstück. Die Stromversorgung besteht zu 2/3 aus Eigenstrom (inkl. Batteriespeicher) und zu 1/3 aus regionalem Ökostrom. Die Wasserversorgung erfolgt ebenfalls autark. Energieverbräuche werden kontinuierlich erfasst und in einer vernetzten Datenbank abgelegt und analysiert. Ein Glasfaseranschluss (FTTH) ermöglicht moderne Fernarbeitskonzepte mit Echtzeitanbindung. Lademöglichkeiten für E-Mobilität sind vorinstalliert.

09.02.2024|

P43

Sanierung des technischen Schaudenkmals „Gradierwerk Louise“ in zwei Bauabschnitten mit Fördermitteln der Städtebauförderung. Ein Gradierwerk (veraltet auch Leckwerk) ist eine Anlage zur Salzgewinnung. Sie besteht aus einem Holzgerüst, das mit Reisigbündeln (vorwiegend Schwarzdorn) verfüllt ist. Das Verb gradieren bedeutet „einen Stoff in einem Medium konzentrieren“. Das Gradierwerk Louise in Bad Sulza diente im Rahmen der Salzgewinnung zum anreichern (gradieren) und reinigen der Sole (aus dem Erdreich gefördertes Salzwasser). Heute werden das Gradierwerk und die Zerstäuberhalle zur Inhalation und Kurzwecken genutzt. Im Rahmen der Sanierung wurden in dem 140 m langen Gebäude über 1000 m³ Schwarzdornreisig ausgewechselt und über 100 m³ Bauholz mit Abbundlängen von ca. 6,5 km verarbeitet. Das Dachtragwerk und die Wände der Zerstäuberhalle wurde grundlegend saniert. Die Soleverteilung wurde neu konzipiert. Das Pumpenhaus wurde erneuert und ein neuer Soleauffangbehälter eingebaut. Holzbautechnisch lag die Herausforderung, bedingt durch die hohe Salz- und Feuchtebelastung in der Optimierung des konstruktiven Holzschutzes innerhalb des Gebäudes. Trockene und dauerhaft feuchte Bereiche des Holztragwerks sind unkritisch. Wechselfeuchte Bereiche, die am stärksten von Mazeration (Holzkorrosion) betroffen sind, galt es zu minimieren. Es wurde im wesentlichen Kiefer und Lärche verarbeitet, Verbindungsmittel sind aus Edelstahl A4.

09.02.2024|
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