Erfurt, 13. Juni 2019. Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow und Staatssekretär Dr. Klaus Sühl trafen im Landtag den Vorstand des Landesbeirates Wald und Holz Thüringen e.V., um über die aktuellen Herausforderungen der Waldbesitzer sowie der Forst- und Holzindustrie zu sprechen.
„Die Thüringer Forst- und Holzindustrie gehört mit einem Jahresumsatz von 2,4 Mrd. Euro und über 40.000 Beschäftigten zu den wirtschaftlich bedeutendsten Branchen des Freistaats. Der Landesbeirat hat sich zum Ziel gesetzt, die enormen Chancen aufzuzeigen, die sich im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe bieten“, leitet der Vorsitzende des Landesbeirates Dr. Stephan Lang das Gespräch ein.
Der Thüringer Ministerpräsident zeigt sich tief besorgt über den Zustand der Thüringer Wälder, die er bei zahlreichen Wanderungen selbst besichtigt hat. „Nach den Stürmen, dem Dürresommer 2018 und dem Borkenkäferbefall befinden sich die Wälder in einer schweren Krise. Eine zentrale Aufgabe der Thüringer Landesregierung wird es daher sein, den Wiederaufbau der Wälder zu unterstützen“, bekräftigt Bodo Ramelow.
„Durch den einsetzenden Klimawandel leiden nicht nur die Thüringer Wälder. Sie sind auch ein Teil der Lösung. Das Bauen mit Holz erlebt heute auch deshalb eine wohlverdiente Renaissance, weil es einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Jeder Kubikmeter verbautes Holz speichert eine Tonne CO2. Und gleichzeitig werden energieintensive Baustoffe wie Stahl und Beton substituiert, was weitere klimaschädliche Emissionen einspart,“ erläuterte Jan Hassan, stellvertretender Vorsitzender des Landesbeirates.
„Dass der Holzbau in Thüringen noch erhebliche Potentiale hat, beweist ein Blick auf die Holzbauquote. Mit einem Holzbauanteil von gerade einmal 19,7% bei neuen Wohngebäuden hinkt Thüringen anderen Bundesländern deutlich hinterher. Wir haben hier in Thüringen doch alle Möglichkeiten, um den Holzbau zu fördern: Den Rohstoff vor der Haustür, eine moderne, nachhaltige Forstwirtschaft und eine leistungsfähige Sägeindustrie“, so Hassan weiter.
Ministerpräsident Ramelow, der selbst Eigentümer eines Holzhauses ist, kennt die Vorzüge des nachwachsenden Baustoffs aus eigener Erfahrung. „Wir müssen die Krise als Chance begreifen und das viele anfallende Schadholz als Anlass nehmen, das Bauen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz zu fördern,“ bekräftigt Ramelow.
„Um dieses Ziel zu erreichen, sind neben einer Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen auch Leuchtturmprojekte mit Vorbildcharakter wichtig“, fasst Lang die notwendigen Voraussetzungen zusammen.
Daraufhin wird vereinbart, dass die Thüringer Landesregierung eine Anpassung der Bauordnung prüft, um den Baustoff Holz mit konventionellen Baustoffen gleichzustellen.
Durch seine moderne Forstwirtschaft und Sägeindustrie ist Thüringen gut aufgestellt. Die wertschöpfende Weiterverarbeitung des Holzes zu umweltfreundlichen Produkten bietet aus Sicht des Landesbeirates ein enormes Potential für Thüringen. „Innovative Ideen gibt es bereits. Mit einer gezielten Förderung lassen sich in diesem Bereich viele neue Arbeitsplätze im ländlichen Raum schaffen, die Wirtschaftskraft, Erholung, Tourismus und aktiven Umweltschutz miteinander verbinden.“ erklärt Vorstandsmitglied Prof. Erik Findeisen.
Im Landesbeirat Wald und Holz Thüringen e.V. sind die Waldbesitzer, die Forstwirtschaft und die holzverarbeitenden Betriebe Thüringens organisiert, wobei von Kleinstbetrieben bis zu den Großbetrieben die gesamte Bandbreite der Branche vertreten ist. Hinzu kommen Bildungseinrichtungen, wie die Fachhochschule Erfurt. Der Landesbeirat hat sich Anfang des Jahres durch die Wahl eines neuen Vorstandes neu aufgestellt.