Die Frage, wie man 2021 experimentell und innovativ ein Schaustück zum Wandel der Zeiten in und um das Weimarer Stadtschloss inszeniert, beantwortet der temporäre Bau aus 16-18cm Kreuzlagenholz mit einer hellen Hülle aus Birkenrinde.
Die forschende Entwicklung der Planung und das handwerkliche Können thüringischer Baubetriebe zeigen sich in der Herausforderung die Birkenrinde, als historisches Baumaterial,in der Fassade sichtbar einzusetzen. Die helle Färbung legt eine klar definierte Zeitschicht vor die dunkelgraue Wand des Roten Schlosses. Dabei erzeugt das 2-dimensionale Borkenkleid ein simples und kräftiges Volumen, dessen eigentlicher Leichtigkeit man erst im Inneren auf die Spur kommt. Als Gast an diesem Ort – modular, rückbaubar und wiederaufbaubar – verweist die Bekleidung mit Birkenrinde auf den Bau des Borkenhäuschens im Ilmpark, welches unter der Regie von Johann Wolfgang von Goethe am 9.7.1778 für die Dauer einer Aufführung errichtet wurde. Dies lädt die Betrachter ein, die Kategorie des Ephemeren im Bauen und die mögliche Wirkdauer mancher Inszenierung zu bedenken.
Das konstruktive Experiment der Fassadenbekleidung mit Birkenrinde wird in den kommenden Witterungsperioden evaluiert durch ein Monitoring der Holz- und Raumfeuchte mit der TU Braunschweig. Hierbei geht es um die Gegenüberstellung aus Rechenmodell, Simulation und tatsächlich gemessenen Werten im Jahreszyklus, welche den Konstruktionsansatz‚ Birkenrinde auf Holz ohne zusätzliche Bauteilschichtungen in die gültigen Normengerüste – bei gleichzeitiger Befragung – künftig integrieren kann. Ziel der Untersuchung des Rindenverhaltens ist die Vielfalt der Konstruktionen mit regionalen und nachwachsenden Rohstoffen zu erweitern.